Unterstützung für mein Lebenspartner

  • Hallo Zusammen


    Ich bin eine junge Mama, 29 Jahre alt, und lebe seit 4 Jahren mit meinem Lebenspartner, 32 Jahre zusammen mit seinem Sohn (wir sind eine Patchworkfamilie).


    Seit 1 Jahren besteht bei meinem Mann Brustkrebs. Es ist ihm sehr peinlich über das Thema mit irgendjemand zu. Seit 3 Wochen ist wieder ein rezidiv lokalen Lymphknoten wieder aufgetaucht. Es wurde wieder operiert und dieser wurde wieder als bösartig eingestuft. Er nimmt das Tamoxifen seit einem Jahr schon und weil das rezidiv wieder gekommen ist, muss die Therapie umgestellt. Vorschläge wären:

    - Aromatastasenhemmer mit Zoladex und Bestrahlung

    - Chemo mit Tamoxifen und Bestrahlung


    Da mein Lebenspartner nicht begeistert ist wegen den Nebenwirkungen vom Zoladex (Zitat von ihm: "Ich möchte lieber sterben, als 2 Jahren keine Errektion haben"), und er mit Bestrahlung und Tamoxifen weiterfahren. Chemo ist für ihn ausgeschlossen, weil er in 1 ein Monat mit einer neue Arbeitsstelle anfäng. Wir sind beide am hadern, wie er sich entscheiden soll.

    Habt ihr Erfahrung mit dem Aromatastasenhemmer? Wie macht ihr es mit der Sexualität? Habt ihr Tipps wie ich meinem Lebenspartner genügend unterstützen kann?


    Danke für eure Antwort!

    • Offizieller Beitrag

    Liebe „stille Beobachterin,

    Bitte verzeih, dass bisher keine Antwort gekommen ist. Kurz vor Weihnachten haben natürlich die meisten Menschen andere Sachen im Sinn, als in Foren zu lesen.

    In deinen Zeilen steckt so ziemlich das ganze Dilemma, das sich für Männer mit Brustkrebs ergeben kann.

    Die Tatsache, dass es deinem Lebenspartner peinlich ist über seine „Frauenkrankheit“ zu reden zeigt schon, wie wichtig für ihn seine „Männlichkeit“ ist (was immer man darunter versteht).

    Er ist sicher unter Männern keine Ausnahme, dass er die Fähigkeit zur Erektion ganz entscheidend mit der männlichen Identität verbindet.

    Er sollte aber folgendes Bedenken:

    Wenn jetzt bei der Untersuchung der anderen Organe (Knochen, Leber, Lunge) noch keine Fernmetastasen festgestellt wurden, so kann er noch auf eine Heilung der Erkrankung hoffen.

    Was er jetzt als vorbeugende Therapie versäumt kann, wenn sich der Krebs im Körper weiter ausbreiten sollte, nicht mehr nachgeholt werden. Brustkrebs der in andere Organe metastasiert ist, ist nach allen Erkenntnissen dann nicht mehr heilbar.

    Natürlich ist jetzt die Operation und Bestrahlung erst mal das Wichtigste. Aber das sind lokale Maßnahmen. Einzelne Krebszellen, die sich bereits im Körper verbreitet haben erreicht man damit nicht mehr.

    Hier hilft bei einem Östrogen abhängigen Krebs vor allen Dingen eine Antihormontherapie, die systemisch wirkt.

    Wenn nun Tamoxifen nicht gewirkt hat, ist natürlich die Empfehlung der Ärzte auf eine andere Antihormontherapie umzustellen sehr gut nachzuvollziehen und bietet sicher eine gute Aussicht eine Verbreitung der Erkrankung zu verhindern.

    Ich würde den anderen Ärzten auch noch mal explizit die Frage stellen, warum Tamoxifen - das bereits vorher nicht gewirkt hat - nun nach dem Rezidiv plötzlich doch helfen soll.

    Aromatesehemmer ohne gleichzeitige Gabe von Zoladex macht beim Mann wenig Sinn, denn die Östrogenunterdrückung ist nach allem was man weiß nicht ausreichend.

    Leider kann ich aus dem was ich bei anderen Betroffenen kenne, keine Hoffnung in Bezug auf die Auswirkungen auf die Sexualfunktion machen. Die Libido sinkt praktisch auf den Nullpunkt.

    Die Aussage „lieber Tod als 2 Jahre ohne Erektion“ als spontane Reaktion kann ich als Mann aber absolut nachvollziehen.

    Meine Erfahrung ist aber auch,

    - es gibt Männer die haben das über Jahre durchgezogen und haben jetzt wieder ein absolut zufriedenstellendes Sexualleben

    - es gibt Männer, die diese Therapie nicht beenden können, weil sie bereits metastasiert sind und diese haben trotzdem noch einen erfüllten Lebensabschnitt auch ohne Sexualität im herkömmlichen Sinn.

    Natürlich spielt eine Lebenspartnerin hier eine Schlüsselrolle.

    Wenn ein Mann das Gefühl hat, nur mit „Erektion“ ein vollwertiger Partner zu sein, so ist dies allerdings für seine Partnerin nicht leicht zu ändern. Sicher kann der Austausch mit anderen Betroffenen helfen -

    Einen persönlichen Austausch mit anderen Betroffenen können wir hier im Forum -ggf. auch als "persönliche Konversation" (oben rechts die zwei Sprechblasen) anbieten, aber auch zwei mal im Jahr auf unseren Patiententreffen.

    Auch persönliche Kontakte z.B. über E-Mail sind möglich, aber dann entfällt die Anonymität.

    Ggf. muss man sich aber auch professionelle Hilfe holen (z.B., Psychoonkologen.)

    Ich denke, dass nach den Feiertagen noch andere Beiträge folgen

    Wenn noch weitere Fragen sind - bitte wieder melden.

    Alles Gute

    Peter


    Hier vielleicht mal eine völlig andere Sicht der Dinge:

    https://youtu.be/Lg7tF9-yyDQ

    Unser Netzwerk ist die einzige Vertretung im deutschsprachigen Raum speziell für Männer mit Brustkrebs. Mit einer Mitgliedschaft kannst auch Du unseren Verein stärken, die Belange der Männer mit Brustkrebs im Gesundheitswesen zu vertreten.

    Mitgliedschaft

  • Hallo,

    ich war zwar 20 Jahre älter aber auch ich stand vor ähnlichen Problemen.

    Nach der ersten Erkrankung wurde der Tumor entfernt und eine Tamoxientherapie eingeleitet. Nach 2 Jahren kam die Erkrankung zurück - allerdings bei mir keine Lymphnotenmetastase sondern „nur“ ein lokales Rezidiv in der Brust. Wieder Operation und diesmal Bestrahlung, auf meinen Wunsch auch der Lymphabflusswege. Auch mir wurden zusätzlich Aromatasehemmer und Zoladex angeraten. Ich habe mir dann noch Zweit- und Drittmeinungen eingeholt (Privatpatient), weil ich auch nicht mit dem Verlust der Libido/ Potenz weiterleben wollte. Da ging es dann erst richtig los: Mal hieß es Tamoxifen sollte in diesem Fall unbedingt abgesetzt werden - mal hieß es, wenn es lokal nicht gewirkt hat, könnte es gegen Fernmetastasen doch wirksam sein. Auch wurde einmal Chemotherapie angeraten - trotz höchster Hormonempfindlichkeit.

    Diese Widersprüche nicht von „Frauenärzten um die Ecke“ sondern allesamt von Professoren, die auch an den Leitlinien mitgearbeitet hatten.

    Letztendlich habe ich Aromatasehemmer und Zoladex für 15 Monate genommen und habe dann entschieden, dass es so nicht mein Leben ist und die Therapie abgebrochen. Jetzt nach 7 Jahren bin ich immer noch ohne Rückfall. Vielleicht auch ein Erfolg der (verkürzten) Aromatasehemmer/Zoladex-Therapie???. Mein Arzt meint das könnte durchaus sein.

    Nun ist es bei mir gut gegangen - aber ich denke, da habe ich doch ein wenig mit meinem Leben gespielt. Das muss jeder selber wissen wie er sich entscheidet.
    Dass ich es überhaupt 15 Monate "durchgehalten" habe war auch dem Zureden meiner Lebenspartnerin zu verdanken.