Verwirrende Daten des Robert-Koch-Institutes zum Brustkrebs beim Mann

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Hansi,

    natürlich ist anzunehmen, dass durch eine spätere Diagnose beim Mann die Überlebenraten schlechter sind als bei Frauen. Das ist nicht überraschend.
    Verwirrend ist aber die Tatsache, dass zwischen den beiden RKI Berichten eine derart drastische Verschlechterung bei Männern eingetreten sein soll. Und das obwohl die Brustkrebsfälle bei Männern im Verlauf der Jahre zugenommen und die Sterbefälle abgenommen haben. Zudem haben sich die Behandlungsoptionen auch für Männer deutlich verbessert.



    Übrigens:

    Dass bei Männern erst "ab Stadium IIb oder eher Stadium IIIa die Krankheit erkannt wird" ist deutlich übertrieben - bei Männern werden ca. 1/3 der Diagnosen im Stadium 1 gestellt.
    Die Gründe für Unterschiede in den Überlebensraten bei Männern im Vergleich zu Frauen sind auch durchaus vielfältiger. So ist beispielsweise der besonders aggressive "Triple negative Brustkrebs" bei Männer sehr viel seltener als bei Frauen, was statistisch gesehen die Überlebensraten bei Männern positiv beeinflussen müsste.


    Gruß

    Peter

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  • Hallo peter69 ,


    vielen Dank für das Posten des Berichts vom RKI.


    Sehr interessant alles, aber leider viel zu allgemein. Die Daten sind alle verallgemeinert.


    Das bedeutet, dass es keine Stadien zugehörige Prognose beim Mann mit Brustkrebs gibt. Dabei beziehe ich mich z.B. auf die Abbildung 3.17.4 von Seite 80.


    Das Hauptproblem, weshalb die Männer-Prognose so schlecht ausfällt, liegt an zwei Tatsachen und das hast du sicherlich auch schon gehört:


    1. Es gibt kein Screening alle zwei Jahre im Vergleich zum weiblichen Geschlecht.

    2. Dadurch werden die Tumore in späten Stadien erkannt, denn Männern bemerken erst, dass bei Ihnen ein Ereignis stattgefunden hat, wenn z.B. die Lymphknoten im Achselbereich geschwollen sind oder wenn Sekret einschließlich Blut aus der Brustwarze austritt.


    Somit vergeht wertvolle Zeit im Kampf gegen den Krebs und dadurch wird meist erst im fortgeschrittenen Stadium die Krankheit diagnostiziert. Je fortgeschrittener das Stadium ist desto schlechter ist die Prognose. Ich meine gelesen zu haben, dass bei Männer ab Stadium IIb oder eher Stadium IIIa die Krankheit erkannt wird. Im Gegensatz zu Frauen, bei denen durch das Screening sogar schon im Stadium Ia der Krebs erkannt wird. Außerdem wirken, soweit ich in Erfahrung bringen konnte, die Anti-Hormontherapien besser bei Frauen im Vergleich zu den Männern.


    Für Männer gibt es somit von der Diagnose bis zur Heilung (schlechter wirkende Medikamente als bei Frauen) mehr Nachteile und damit auch schlechtere Prognosen. Deshalb verwirrt mich diese Zusammenfassung nicht wirklich. Vorallem habe auf US-Seiten gelesen, dass die Prognose bei Männern der Prognose der Frauen Stadium bezogen entspricht. Aber wenn nur Männer in Stadium IIIa die Diagnose bekommen, dann gibt es auch im Vegleich zu den Frauen auch eine schlechtere Prognose.


    Guten Rutsch ins neue Jahr wünsch ich dir.


    Beste Grüße

    Hansi2245

    • Offizieller Beitrag

    Als gemeinsame Publikation der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (GEKID) und dem Robert Koch-Institut werden alle zwei Jahre Statistiken über Krebserkrankungen in Deutschland publiziert.


    Die kürzlich (Dez. 2023) veröffentlichte 14. Ausgabe beruht auf Daten der bevölkerungsbezogenen Krebsregister in Deutschland bis zum Jahr 2020.


    Diese neue Ausgabe dieses Berichtes „Krebs in Deutschland“ enthält verwirrende Angaben zum Brustkrebs beim Mann.

    Noch im der 13. Ausgabe des Berichtes von 2021 (Daten bis zum Jahr 2018) waren die Angaben der relativen 5 und 10 Jahres Überlebensraten bei den Geschlechtern noch in einer ähnlichen Größenordnung.

    Relative 5-Jahres- Überlebensrate: Frauen: 88% - Männer 84%

    Relative 10-Jahres-Überlebensrate: Frauen: 83% - Männer 83%


    Nach dem neuen Bericht soll es nunmehr erhebliche Verschlechterungen in den Überlebensraten bei Männern geben.

    Relative 5-Jahres- Überlebensrate: Frauen: 88% - Männer 77%!

    Relative 10-Jahres- Überlebensrate: Frauen: 83% - Männer 68%!


    Besonders auffällig ist die Tatsache, dass bei den Frauen sich die Überlebensrate nicht verändert hat. Eine Erklärung, warum sich bei Männern solche gravierende Abweichungen von der Statistik der 13. Ausgabe aus dem Jahr 2021 ergeben, gibt es nicht.


    Auffällig ist auch, dass sich bei den Zahlen zu Sterbefällen und Neuerkrankungen eigentlich ein positiver Trend des Überlebens von männlichen Brustkrebspatienten abzeichnet. So stiegen gemäß der 13. und 14. Ausgaben der Berichte des RKI die Neuerkrankungen von 690 (im Jahr 2017) auf 740 (im Jahr 2020). Die Zahl der Sterbefälle ging dagegen von 192 (im Jahr 2017) auf 166 (im Jahr 2020) zurück. Im Gegensatz zu der angeblich drastisch gesunkenen Überlebensrate zeigt sich also in der Entwicklung des Verhältnisses Neuerkrankungen zu Sterbefälle eine überaus positive Entwicklung über die letzten Jahre des Berichtszeitraumes der beiden Ausgaben (2017 bis 2020).


    Wer es nachvollziehen möchte:

    Krebs in Deutschland aktuelle 14. Ausgabe vom Dez. 2023 Zahlen zum Brustkrebs im Kapitel 3.17 auf Seite 78

    oder direkt hier: Kapitel 3.17 Brustdrüse

    Krebs in Deutschland vorherige 13. Ausgabe vom Dez 2021 Zahlen zum Brustkrebs im Kapitel 3.17 auf Seite 86

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