Liebe „stille Beobachterin,
Bitte verzeih, dass bisher keine Antwort gekommen ist. Kurz vor Weihnachten haben natürlich die meisten Menschen andere Sachen im Sinn, als in Foren zu lesen.
In deinen Zeilen steckt so ziemlich das ganze Dilemma, das sich für Männer mit Brustkrebs ergeben kann.
Die Tatsache, dass es deinem Lebenspartner peinlich ist über seine „Frauenkrankheit“ zu reden zeigt schon, wie wichtig für ihn seine „Männlichkeit“ ist (was immer man darunter versteht).
Er ist sicher unter Männern keine Ausnahme, dass er die Fähigkeit zur Erektion ganz entscheidend mit der männlichen Identität verbindet.
Er sollte aber folgendes Bedenken:
Wenn jetzt bei der Untersuchung der anderen Organe (Knochen, Leber, Lunge) noch keine Fernmetastasen festgestellt wurden, so kann er noch auf eine Heilung der Erkrankung hoffen.
Was er jetzt als vorbeugende Therapie versäumt kann, wenn sich der Krebs im Körper weiter ausbreiten sollte, nicht mehr nachgeholt werden. Brustkrebs der in andere Organe metastasiert ist, ist nach allen Erkenntnissen dann nicht mehr heilbar.
Natürlich ist jetzt die Operation und Bestrahlung erst mal das Wichtigste. Aber das sind lokale Maßnahmen. Einzelne Krebszellen, die sich bereits im Körper verbreitet haben erreicht man damit nicht mehr.
Hier hilft bei einem Östrogen abhängigen Krebs vor allen Dingen eine Antihormontherapie, die systemisch wirkt.
Wenn nun Tamoxifen nicht gewirkt hat, ist natürlich die Empfehlung der Ärzte auf eine andere Antihormontherapie umzustellen sehr gut nachzuvollziehen und bietet sicher eine gute Aussicht eine Verbreitung der Erkrankung zu verhindern.
Ich würde den anderen Ärzten auch noch mal explizit die Frage stellen, warum Tamoxifen - das bereits vorher nicht gewirkt hat - nun nach dem Rezidiv plötzlich doch helfen soll.
Aromatesehemmer ohne gleichzeitige Gabe von Zoladex macht beim Mann wenig Sinn, denn die Östrogenunterdrückung ist nach allem was man weiß nicht ausreichend.
Leider kann ich aus dem was ich bei anderen Betroffenen kenne, keine Hoffnung in Bezug auf die Auswirkungen auf die Sexualfunktion machen. Die Libido sinkt praktisch auf den Nullpunkt.
Die Aussage „lieber Tod als 2 Jahre ohne Erektion“ als spontane Reaktion kann ich als Mann aber absolut nachvollziehen.
Meine Erfahrung ist aber auch,
- es gibt Männer die haben das über Jahre durchgezogen und haben jetzt wieder ein absolut zufriedenstellendes Sexualleben
- es gibt Männer, die diese Therapie nicht beenden können, weil sie bereits metastasiert sind und diese haben trotzdem noch einen erfüllten Lebensabschnitt auch ohne Sexualität im herkömmlichen Sinn.
Natürlich spielt eine Lebenspartnerin hier eine Schlüsselrolle.
Wenn ein Mann das Gefühl hat, nur mit „Erektion“ ein vollwertiger Partner zu sein, so ist dies allerdings für seine Partnerin nicht leicht zu ändern. Sicher kann der Austausch mit anderen Betroffenen helfen -
Einen persönlichen Austausch mit anderen Betroffenen können wir hier im Forum -ggf. auch als "persönliche Konversation" (oben rechts die zwei Sprechblasen) anbieten, aber auch zwei mal im Jahr auf unseren Patiententreffen.
Auch persönliche Kontakte z.B. über E-Mail sind möglich, aber dann entfällt die Anonymität.
Ggf. muss man sich aber auch professionelle Hilfe holen (z.B., Psychoonkologen.)
Ich denke, dass nach den Feiertagen noch andere Beiträge folgen
Wenn noch weitere Fragen sind - bitte wieder melden.
Alles Gute
Peter
Hier vielleicht mal eine völlig andere Sicht der Dinge:
https://youtu.be/Lg7tF9-yyDQ